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MikroNews: Geopolitik vernebelt den Blick

Marco Herack
3 minuten gelesen

Monatelang haben wir gelesen, dass der chinesische Staat eine eigene Kryptowährung plant und dabei vor allem ein Ziel verfolgt: Das Brechen der Dollar-Dominanz im globalen Währungssystem. Mit dem Auftreten von Facebook als Konkurrent im Kryptowährungsbereich seien die Pläne beschleunigt vorangetrieben worden. Es gehe nun um das große Ziel. Das alles machte durchaus Sinn, denn in einem zwischen den Großmächten USA und China zunehmend kompetitiven Umfeld, spielt die Währungsdominanz eine gewisse Rolle.

Gemeint sind an der Stelle vor allem Medienerzeugnisse, die sich explizit um Kapitalmarktinformationen kümmern. Hier ist eine gewisse Obsession mit geopolitischen Überlegungen zu beobachten.

Und dann kommt plötzlich die chinesische Notenbank, die People’s Bank of China (PBoC), und möchte mit der eigenen digitalen Währung zunächst einmal nur die Dominanz von Alibaba und Tencent im Bereich der digitalen Zahlungen brechen. Bisher habe ich keinen Artikel gefunden, der sich nun die Frage stellt, wie es zu dieser kurzfristigen Fehleinschätzungen kommen konnte.

Zur Verwunderung mancher Beobachter: Auch in China ist die Notenbank über Duopole besorgt. Sie hilft immer wieder Konkurrenz-Unternehmen (in diesem Fall Banken) und möchte dadurch auch die Geschwindigkeit des aktuellen Fortschritts aufrechterhalten.

"It is about the role of a digital currency for domestic retail use,” said a senior executive at the Hong Kong Monetary Authority familiar with the thinking at the PBoC. “They want a more level playing field for the banks. Retail payments are so dominated by Alibaba and Tencent while banks are less active in electronic payments.”

Es gab in den Vermutungen seinerzeit gleich zwei eklatante Denkfehler.

  1. China möchte funktionierende Märkte und strebt daher nicht per se nach dominierten Märkten.
  2. Vermeintliche strategische Ziele sind nicht gleichzusetzen mit dem, was in den Mühen der Ebene stattfindet.

Uns interessiert an dieser Stelle vor allem der zweite Punkt, denn Ähnliches wie beim Thema Kryptowährung geschieht nun auch beim Gold. Es werden geopolitische Aspekte für den Preisanstieg herangezogen.

Dabei könnte es auch sehr simpel sein. Der Goldpreis-Anstieg ist eine unmittelbare Folge der Politik der US-Notenbank FED. Sie stelle den Märkten einerseits soviel Geld zur Verfügung, dass sie funktionieren und anderseits kaufte sie ausreichend Risiken aus den Märkten, als dass ausreichend Anreize für hohe Bewertungen blieb. Die Zinsen wurden abgesenkt und werden dauerhaft niedrig bleiben. Ergänzend zu den Überlegungen aus der letzten Woche, wird nun der fehlende Link sichtbar: Der Dollar entwertet sich. Es entsteht die Angst vor einer Inflation in den USA, da viele Waren importiert werden müssen.

Die Folge ist klar: Man kauft Gold einerseits als Absicherung und anderseits aus Renditeaspekten. Gold rentiert in dem Szenario mehr als Staatsanleihen. Die Dollar-Entwertung wiederum macht es nun für ausländische Investoren interessanter, in US-Staatsanleihen zu investieren (bei gleichzeitiger Absicherung). Sie gewinnen ein paar Basispunkte.

Da die Märkte jetzt wieder logischer geworden sind, während wir uns nahe der Prä-Covid19-Bewertungen bewegen, sollten die Fundamentaldaten nun wieder an gewicht gewinnen. Sprich: Die Markttechnik hat sich ausgetobt (bis die FED ihren nächsten Schritt geht).


MikroGespräch005 mit Olaf Storbeck zu Wirecard hat ein Transkript

Wir haben dieses Mal etwas länger gebraucht, das Transkript zu erhalten. Anschließend machte Podigee Probleme beim Anzeigen. Jetzt funktionierts endlich.

Nach den ersten Erfahrungen und Rückmeldungen werden wir dabei bleiben, unsere wichtigeren Gespräche nach der Veröffentlichung mit einem Transkript zu versehen. Da damit aber auch (im Sinne unserer Einnahmen) wesentliche Kosten verbunden sind, wird es eine harte Auswahl geben.

Mikro186 mit Absurditäten der libanesischen Notenbank (und EY)

Wir sind auch der Frage nachgegangen, wie man eigentlich ein chinesisches Unternehmen, an dem sich nur wenige Ausländer beteiligen dürfen, an einer US-Börse listen lassen kann. Hint: Offshore-Hilfe hilft.

Ansonsten ein wenig Tesla, ein wenig Europa hilft sich selbst und Libanon. Derweil schaut ja jeder auf den Libanon. Wir sind seit Monaten dran.

Mikro187 über Konjunktur und passive Investoren

Wir ihr zweifelsohne mitbekommen habt, haben wir uns in den letzten (ruhigen Sommer-) Wochen viel mit „den Märkten“ im Sinne des Investierens beschäftigt. Das lag auch daran, dass viele Dinge nun sichtbar geworden sind, über die wir vorher nur rätseln konnten. Nix gegen eine begründete Vermutung, aber wir wollten uns an die Fakten halten. Der heutige Newslettertext sollte das Ganze einem Ende zugeführt haben. Die Grundlagen sind nun geklärt. Der Part passive Investoren war in dieser Folge sehr wichtig, weil es „mal wieder nicht so einfach“ ist.

Ansonsten ein wenig Konjunktur, ein wenig Fondsprofis (+ Wirecard) und Corona-Soforthilfe. Letztere soll immer häufiger zurückgezahlt werden.

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