MikroNews: Warum Philipp Amthor es sich zu einfach macht
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Die Buchbesprechung ist aus uns unbekannten Gründen das meistgehörte Format. Das sonderbare daran ist, dass ich ungeachtet dessen oftmals zu lesen bekomme, dass sie jemand überspringt, nicht hören mag oder Ähnliches. Also Feedback und Realität klaffen hier stark auseinander.Die aktuelle Buchbesprechung möchte ich euch daher explizit ans Herz legen. Oliver Bulloughs „Land des Geldes“ oder „Moneyland“, wie der englische Titel lautet, verhandelt ein Thema, bei dem wir nicht wegschauen sollten. Vor allem aber müssen wir uns mit dessen Ausprägungen beschäftigen.Der Zugang ist vielfältig. Wo die einen die „Plutokratie“ vermuten, sehen andere eine „wachsende Ungleichheit“, die unsere Gesellschaft spaltet. Neoliberalismus, Kapitalismus, Turbokapitalismus. Es existiert ein Wust an Worten, um die Zustände unserer Zeit zu beschreiben, deren größtes Problem vagabundierende Vermögen scheinen. Herkunft? Jedenfalls nicht harte Arbeit innerhalb funktionierender Marktwirtschaften. Eher werden ganze Länder ausgeraubt.Nun könnte man sagen: „Was interessiert mich das? Dann gibt der Dieb sein Geld hierzulande aus und unsere Wirtschaft freut sich!“Doch das ist zu kurz gegriffen, denn die Welt der vagabundierenden Vermögen verändert auch gesellschaftliche Spielregeln. Man sieht das am zunehmenden Kitsch, den die großen Luxusmarken verkaufen. Blinker Blinker, statt distinguierte Zurückhaltung. Vermögen ist zum Verprassen da. Es muss gezeigt werden. Je Vulgärer, desto umfangreicher. Die Öffentlichkeit erzeugt Verlangen und wo Verlangen ist, da ist auch Kompromissbereitschaft.Als die ersten Erzählungen zu Philipp Amthors Lobbyaktivitäten für Augustus Intelligence auftauchten, war in diesem Sinne für mich nicht die Schandtat selbst interessant. Es war die Umgebung, in die Amthor sich begeben hat. Das joviale kungeln mit Hans-Georg, der dann wohl mal einen Gefälligkeitsanruf tätigte. Das selbstverständliche Annehmen der Aktienoptionen. Der Guttenberg’sche Duft von High Society in den Wolkenkratzern von New York.Kurz gesagt: Philipp Amthor wollte in diese Kreise rein, die es sich gut gehen lassen und die es mit den Regeln nicht ganz so genau nehmen.Diese Leute sind keine Oligarchen. Sie sind die systemische Schnittstelle zu den Oligarchen. Wo größere Geldflüsse stattfinden, ist das geklaute Off- und Onshore-Kapital nicht weit. Und es ist bemerkenswert, dass im Fall Amthor, analog zu den Offshore-Paradiesen, auch die Staatsangehörigkeit zu einer Frage der Kontakte und des Geldes geworden ist. Das Thema beschäftigt mich, weil Amthor zurück ist.Während auf Twitter fleißig das Foto seiner Rückkehr analysiert wird, fällt mir vor allem der Text auf: Es existiert keine Entschuldigung. Kein Einsehen. Amthor hat lediglich die ehrliche Kritik „erfahren“. Der Rest ist eine Frage der Sacharbeit. Auch schon beim Eingestehen seines Fehlers hat Amthor nie sein Tun an sich bereut, sondern nur dessen Konsequenz. Nun ist die Frage, ob Philipp Amthor die Weitläufigkeit seines Handelns verstehen muss (Hint: Ja.). Interessant ist aber auch zu beobachten, dass medial an der Stelle nicht ein großes Erklärstück über die dahinterstehenden Problematiken geliefert wurde. Es existiert wenig gesellschaftlicher oder übergeordneter Kontext. Stattdessen wird das Thema als Korruptionsdebatte abgehandelt. Bist du dafür oder dagegen?
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MikroNews: Warum Philipp Amthor es sich zu einfach macht
Die Buchbesprechung ist aus uns unbekannten Gründen das meistgehörte Format. Das sonderbare daran ist, dass ich ungeachtet dessen oftmals zu lesen bekomme, dass sie jemand überspringt, nicht hören mag oder Ähnliches. Also Feedback und Realität klaffen hier stark auseinander.Die aktuelle Buchbesprechung möchte ich euch daher explizit ans Herz legen. Oliver Bulloughs „Land des Geldes“ oder „Moneyland“, wie der englische Titel lautet, verhandelt ein Thema, bei dem wir nicht wegschauen sollten. Vor allem aber müssen wir uns mit dessen Ausprägungen beschäftigen.Der Zugang ist vielfältig. Wo die einen die „Plutokratie“ vermuten, sehen andere eine „wachsende Ungleichheit“, die unsere Gesellschaft spaltet. Neoliberalismus, Kapitalismus, Turbokapitalismus. Es existiert ein Wust an Worten, um die Zustände unserer Zeit zu beschreiben, deren größtes Problem vagabundierende Vermögen scheinen. Herkunft? Jedenfalls nicht harte Arbeit innerhalb funktionierender Marktwirtschaften. Eher werden ganze Länder ausgeraubt.Nun könnte man sagen: „Was interessiert mich das? Dann gibt der Dieb sein Geld hierzulande aus und unsere Wirtschaft freut sich!“Doch das ist zu kurz gegriffen, denn die Welt der vagabundierenden Vermögen verändert auch gesellschaftliche Spielregeln. Man sieht das am zunehmenden Kitsch, den die großen Luxusmarken verkaufen. Blinker Blinker, statt distinguierte Zurückhaltung. Vermögen ist zum Verprassen da. Es muss gezeigt werden. Je Vulgärer, desto umfangreicher. Die Öffentlichkeit erzeugt Verlangen und wo Verlangen ist, da ist auch Kompromissbereitschaft.Als die ersten Erzählungen zu Philipp Amthors Lobbyaktivitäten für Augustus Intelligence auftauchten, war in diesem Sinne für mich nicht die Schandtat selbst interessant. Es war die Umgebung, in die Amthor sich begeben hat. Das joviale kungeln mit Hans-Georg, der dann wohl mal einen Gefälligkeitsanruf tätigte. Das selbstverständliche Annehmen der Aktienoptionen. Der Guttenberg’sche Duft von High Society in den Wolkenkratzern von New York.Kurz gesagt: Philipp Amthor wollte in diese Kreise rein, die es sich gut gehen lassen und die es mit den Regeln nicht ganz so genau nehmen.Diese Leute sind keine Oligarchen. Sie sind die systemische Schnittstelle zu den Oligarchen. Wo größere Geldflüsse stattfinden, ist das geklaute Off- und Onshore-Kapital nicht weit. Und es ist bemerkenswert, dass im Fall Amthor, analog zu den Offshore-Paradiesen, auch die Staatsangehörigkeit zu einer Frage der Kontakte und des Geldes geworden ist. Das Thema beschäftigt mich, weil Amthor zurück ist.Während auf Twitter fleißig das Foto seiner Rückkehr analysiert wird, fällt mir vor allem der Text auf: Es existiert keine Entschuldigung. Kein Einsehen. Amthor hat lediglich die ehrliche Kritik „erfahren“. Der Rest ist eine Frage der Sacharbeit. Auch schon beim Eingestehen seines Fehlers hat Amthor nie sein Tun an sich bereut, sondern nur dessen Konsequenz. Nun ist die Frage, ob Philipp Amthor die Weitläufigkeit seines Handelns verstehen muss (Hint: Ja.). Interessant ist aber auch zu beobachten, dass medial an der Stelle nicht ein großes Erklärstück über die dahinterstehenden Problematiken geliefert wurde. Es existiert wenig gesellschaftlicher oder übergeordneter Kontext. Stattdessen wird das Thema als Korruptionsdebatte abgehandelt. Bist du dafür oder dagegen?